HFC Falke: Ein Gespräch über die Entstehung, erste Hürden und die weiteren Ziele

Christian Heck
22.08.2016
Tamara war aktiv bei der Gründung des HFC Falke, einem Sportverein von Fans für Fans, dabei.
HFC Falke: Ein Gespräch über die Entstehung, erste Hürden und die weiteren Ziele

Name: Tamara Dwenger, 30 Jahre
Beruf: Im Speditionsbereich
Nebentätigkeit: Präsidentin des Fußballvereins HFC Falke

 „..die beste Entscheidung meines Lebens.“

 

Bitte erzähle uns kurz die Geschichte wie es zur Gründung des HFC Falke kam.

Wir haben aus einer Emotion und vielleicht auch ein wenig Alkoholeinfluss, die Idee gehabt den Verein zu gründen. Wir alle stammen aus der aktiven Fanszene des Hamburger Sport-Vereins.  Es gab damals die Entscheidung die Profisportmannschaft auszugliedern und Tür und Tor für Investoren zu öffnen. Das war ein Schritt in der Kommerzialisierung, den wir so nicht mehr mitgehen wollten. Wir haben danach zusammengesessen und überlegt was wir jetzt machen. Da kam dann die Idee auf einen eigenen Verein zu gründen. Im Anschluss sind wir alle wieder nach Hause gegangen, haben 3 Tage darüber nachgedacht, wieder zusammengesessen und gesagt: Jetzt machen wir das. Das war im Nachhinein die beste Entscheidung meines Lebens. Man ist bei einem Verein, gerade im Profibundesligasport, nur der Zuschauer und bekommt gar nicht mit wie und warum Entscheidungen getroffen werden. Jetzt sind wir in einer Position, natürlich in einem kleineren Rahmen, selbst Entscheidungen zu treffen. Mittlerweile gibt es eine Fußballmannschaft in der 8. Liga und eine in der 10. Liga. Uns gibt es jetzt seit 2 ½ Jahren und es läuft ganz gut.

 

Wie kamt Ihr auf den Namen, HFC Falke?

Wir wollten von Anfang an die Erinnerung an den Verein zu dem wir immer gerne gegangen sind hochhalten. Der beste Name den es hätte geben können, Hamburger Sport-Verein, war ja schon vergeben. Dann haben wir überlegt aus welchen Vereinen hat sich dieser Verein gegründet: das waren der HFC, Falke 06 und Germania und dann haben wir überlegt wie wir die Namen zusammenbringen können und haben uns nach langen Diskussionen auf HFC Falke geeinigt. Jetzt kann man natürlich die Frage stellen, wo ist der dritte Verein (Germania): der ist in unserem Gründungsmotto verewigt: „Dankbar rückwärts, mutig vorwärts.“ Wir haben sozusagen den Brückenschlag gefunden, alle 3 Vereine in diesem Namen zu verankern.

 

Was waren für dich die größten Hürden bei der Vereinsgründung?

Wir alle waren schon ehrenamtlich aktiv und hatten eine grobe Vorstellung wie ein Verein funktioniert und was wir machen müssen. Auf einmal mussten wir uns mit Dingen auseinandersetzen wie beispielswiese: „Wo bekomme ich eine Steuernummer her? Wie melden wir uns beim Verband an?  Wie bekommen wir die Berechtigung am Spielbetrieb teilzunehmen?“ Das waren die Fragen, die wir uns am Anfang gestellt haben. Das war auch nicht immer ganz einfach. Man braucht eine Satzung die bestimmte Inhalte hat um als Verein gemeinnützig zu sein. Da haben wir uns dann auch fachlichen Rat von der ein oder anderen Stelle holen müssen. Was wir heute noch merken, ist das Zeitthema, da wir ja alle nur ehrenamtlich tätig sind. Wir würden gerne noch viel mehr machen, aber auch ich muss sozusagen meinem Arbeitgeber Rechnung tragen und 8 Stunden am Tag arbeiten. smile

 

„..solange man das gerne macht rechnet man die Stunden auch nicht.“

 

Wieviel Zeit nimmt dein Amt als Präsidentin in Anspruch?

Nahezu meine komplette Freizeit. Alles was ich an freier Zeit habe wird direkt oder indirekt mit dem Verein verbracht. Heute zum Beispiel haben wir das Gespräch, dann setzte ich mich gleich noch hin und muss noch einige Listen erstellen und fertigmachen, danach treffe ich mich noch mit einem Freund zum Fußball gucken, der auch zu Falke geht. Da geht es natürlich auch um den Verein. Das ist eine schöne Sache und solange man das gerne macht rechnet man die Stunden auch nicht.

 

Ist eine Erweiterung auf andere Sportarten geplant?

Im Grundsätzlichen schon. In der Mitgliedschaft können verschiedene andere Sportarten betrieben werden. Das ist von den Mitgliedern abhängig. Bei uns ist das Thema Selbstbestimmung ganz hoch aufgehängt. Wenn eine Sportart in meinem Verein betrieben werden soll, muss man sich zusammensetzen und überlegen wie man eine eigene Abteilung gründen kann. Es gibt Ideen zum Thema Golf, da wir einige aktive Golfer in unseren Reihen haben. Wir haben einen Fanclub, der sitzt in Garmisch Patenkirchen, die alle Ski fahren und überlegen vielleicht eine Skiabteilung zu gründen. Es hängt am Ende des Tages von den Leuten ab, die die Idee haben diese auch umzusetzen. Mich persönlich würde es freuen, wenn die Leute aktiv werden.

 

Ihr verfügt bereits über 9 Fan-Clubs, was ja doch unüblich für einen Verein in der Kreisklasse ist. Wie erklärst du dir die Faszination für euer Projekt?

Das hängt sicherlich mit der Geschichte des Vereins zusammen. Die Mitglieder aus Garmisch Patenkirchen sind früher auch zum HSV gegangen und nun unterstützen sie Falke. Dazu gehört für uns auch ein Zeichen zu setzen, einen Fanclub zu gründen und weiter Werbung für den Verein zu machen.  Darum geht es letztendlich ja auch, mehr Leute erreichen und mehr Leuten zu informieren, dass es unseren Verein gibt.

 

Wie finanziert Ihr euch? Sind typische Einnahmequellen wie Sponsoring und Spenden bei euch gewollt?

Im ersten Schritt finanzieren wir uns nur über die Mitgliedsbeiträge. Natürlich bekommen wir hin und wieder auch Spenden, beispielsweise beim Verkauf von Fanartikeln. Wir haben auch Sponsoren, die uns unterstützen. Was uns dabei wichtig ist, ist, dass wir uns nicht abhängig machen. Wenn ein Sponsor aus welchen Gründen auch immer sagt „ich kann oder will das nicht mehr leisten“, dass dann in keinster Form unser Spielbetrieb darunter leidet und wir unabhängig agieren können.

 

Von dem Angebot auf eurer Website (HFC Falke Termin-Kalender, WhatsApp Broadcast, Vertreten auf Facebook und Twitter) können sich viele etablierte Vereine etwas abschauen.  Wie bekommt Ihr es hin, Leute für euer Projekt ehrenamtlich zu begeistern?

Es ist für uns alle eine Herzensangelegenheit. Wenn man wie wir früher zu der aktiven Fanszene gehört hat, dann hat man viel Zeit miteinander verbracht. Viele Leute, mit denen ich auch heute Dinge zusammen bei Falke mache, habe ich früher bei den Spielen und Fanclubtreffen regelmäßig getroffen. Das Ganze ist für viele von uns von 100 auf 0 weggebrochen. Manche konnten sich am Anfang vielleicht gar nicht mit Falke identifizieren, sondern haben es sich erstmal angeschaut und fanden es dann eine gute Sache und haben gefragt wie sie uns unterstützen können.

Da kamen Anfragen wie „Kann ich vielleicht den Instagramaccount betreuen?“ Das sieht von außen vielleicht ganz banal aus 3-4 Bilder hochzuladen, aber dadurch wird Zeit für jemand anderes freigeschaufelt, weil viele Sachen an den Leuten von die von Anfang an dabei waren hängengeblieben sind.

Unser Webmaster sind technisch sehr affin und versuchen vieles zu automatisieren. Wenn wir Fragen mehrfach bekommen, dann wird sich Gedanken gemacht ob man die Info evtl. auf der Homepage darstellen kann. So versuchen wir einfach Schritt für Schritt voran zu kommen, bis viele kleine Schritte zu einem großen Schritt werden.

 

Welche sportlichen Ziele verfolgt ihr in den nächsten Jahren?

Das langfristige Ziel was wir haben ist, dass wir in der Verbandsliga, sprich Hamburger Oberliga landen. Das ist die höchste Amateurklasse in Deutschland. Als wir angefangen haben, haben wir gesagt, dass würden wir gerne in den nächsten 10 Jahren erreichen. Wir sind bisher auf einem ganz guten Weg. Wir müssen aber auch feststellen: Fußball ist an vielen Stellen nicht planbar. Wir haben nach 4 Spieltagen mit der ersten Mannschaft 5 Punkte (1 Sieg, 2 Unentschieden, 1 Niederlage). Das haben wir uns natürlich auch anders vorgestellt, aber man muss in der neuen Spielklasse auch erstmal ankommen und verfallen nicht in Panik sondern arbeiten alle gemeinsam daran in der Tabelle wieder weiter oben zu stehen.

 

Gibt es bereits ähnliche Projekte wie eures in Deutschland?

Ich glaube, dass es insgesamt im Amateursport wieder vermehrten Zulauf gibt. Das merken wir auch selbst, wenn wir mit anderen Vereinen in Kontakt treten. Den Gründungsgedanken den wir haben, bzw. der Grund aus dem wir gegründet worden sind, gibt es in dieser Form kein zweites Mal bzw. ist es uns nicht bekannt.

 

Wie ist deine Einschätzung für die kommende Saison. Wird der HFC Falke eine bessere Platzierung als der HSV erreichen?

Wir arbeiten daran wink

 

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

Hier geht es zum Profil auf Vereinscheck und zur Homepage des HFC Falke.

 

Vielen Dank an Marko Stuka für das Herstellen des Kontaktes.

 

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